„Sei froh, dass du es schon so früh verloren hast!“, „Bist du sicher, dass du schwanger warst und nicht einfach nur eine stärkere Regel hattest?“, „Ich hatte zwar noch nie eine Fehlgeburt, aber es hätte mich genauso treffen können…“ – Ja danke für die nett gemeinten Worte – es hat aber mich getroffen…
Ein Beitrag von Julia Kaindlstorfer. - Danke für deine Worte!
Du mieses Karma
Ich durfte mir viele dieser „tröstenden“ Floskeln anhören. Ich sei eine von vielen, wurde mir im Krankenhaus gesagt. Wäre ganz „normal“ ein Kind zu verlieren, natürliche Auslese, mit hoher Wahrscheinlichkeit war der Fötus erkrankt. Und warum fühle ich mich dennoch so fehlerhaft, allein und unvollkommen? Total festgefahren in einem Gedankenkarussell: Warum ich? Was stimmt nicht mit mir? Kann ich keine Kinder bekommen? Wieso erfüllt mich dieses Baby mit dem größten Glück, nur um dann bei mir zu sterben??
Ich empfinde es als Strafe vom Universum, lieben Gott, oder vielleicht ist es mieses Karma. Meine Trauer schlägt um in Wut und fiesen, beißenden Neid. Ich sehe nur noch Schwangere, für die ich mich freuen sollte. Wie soll man diese negativen Gefühle in optimistische Zuversicht verwandeln, wenn man vorher auf der Toilette die vollgeblutete Binde nach den Resten von seinem Baby untersucht, damit es nicht einfach im Müll landet?
Wenn ich eines aus meinen beiden Fehlgeburten gelernt habe, dann das – Wir sind so viele Sternenmamis! Ich bin nicht allein.
Offen mit meinem Schicksal umgehen brachte für mich die größte Heilung. Ich lernte Frauen in meinem Umfeld auf einer ganz neuen, tieferen Ebene kennen. Auch welche, die nach Jahren der Enttäuschung und mehreren Fehlgeburten die Hoffnung immer noch nicht aufgeben haben. Ich hatte zwar immer Aborte in der Frühschwangerschaft, der Abschied von meinen langersehnten Wunschkindern war deshalb nicht weniger schmerzhaft. Mittlerweile sind mein Mann und ich stolze Eltern von drei gesunden Mädchen. Die seelischen Wunden, die der Verlust meiner Sternenkinder hinterlassen hat, sind trotzdem nie ganz verheilt. Beim Schreiben dieser Zeilen überkommt mich immer noch tiefe Traurigkeit. Mich tröstet der Gedanke, dass meine zwei Sternchen auf einer Wolke auf mich warten und wir in ferner Zukunft die Ewigkeit gemeinsam verbringen dürfen…
Liebe Sternenmama, lieber Sternenpapa!
Ich sehe dich. Ich fühle mit dir. Trag dein Sternenkind im Herzen und gib nicht auf! Ich weiß, es ist so hart, oft so aussichtslos. Es ist unbeschreiblich schmerzhaft – seelisch und körperlich. Auch wenn es diesmal oder wieder nicht geklappt hat, du trägst keine Schuld! Du bist richtig genauso wie du bist. Du bist genug!
Mein Name ist Julia und ich bin neben meinem Fulltimejob als Mama von drei kleinen Räubermädchen karenzierte Behindertenbetreuerin, Sozialpädagogin, Altenfachkraft und diplomierte Familienhelferin. In der sexuellen Bildung von Kindern und Eltern habe ich meine Berufung gefunden und plane nun in meiner Karenz die Qualifikationen für meinen Traumjob als Sexualpädagogin zu erwerben. Das Schreiben von Texten und Erfahrungsberichten befreit meinen Kopf, heilt oft Wunden und hat sich zur großen Leidenschaft entwickelt. Ich liebe es zu tanzen, zu lachen und mit meinen Freunden und meiner Familie das Leben zu genießen.
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