Ein Text von Emely Sue Martin
Viele wissen, dass man während der Periode auf Kaffee und Alkohol verzichten sollte. Ja, ach was solls, denke ich mir jeden Monat wieder und trinke trotzdem Kaffee während meiner Periode…I just can’t stand it. Warum das gar nicht so gut ist und wie Ernährung und Hormonzyklus zusammenhängen, erklärt Jessica Roch vom Instagram-Account „bodysynchron“ in Folge 36: „bodysynchron – Zyklusfood und hormonelles Gleichgewicht“ des Podcasts „sexOlogisch“ by Magdalena Heinzl.
Magdalena hat sich für diese Folge die, ich nenne es mal „Sinnfluencerin“, Jessica Roch eingeladen. Sie setzt sich intensiv mit dem Thema weiblicher* Zyklus und Ernährung auseinander, denn bisher tun das offenbar nur wenige Personen, obwohl das Thema unglaublich interessant ist.
Denn durch Ernährung lässt sich der Hormonhaushalt des Körpers positiv oder negativ beeinflussen, je nach Art und Weise der Ernährung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Zyklusprobleme und das damit einhergehende Hormonungleichgewicht durch Ernährung wieder korrigiert werden können.
Krass, oder?! Superkrass!
Wie bringt man jetzt Ernährung und Zyklus in Einklang?
Frau* stelle sich vor, ihr* Zyklus hat vier Jahreszeiten. Die Periode ist der Winter: Wir sind schlapp, müde, brauchen unsere Ruhe und möchten uns gern zurückziehen. Die Follikelphase (ein Follikel reift zum Ei) ist der Frühling. Hier fühlt man sich wieder fitter und energiereicher. Die fruchtbaren Tage um den Eisprung herum sind dann dementsprechend der Sommer und die Lutealphase (der Rest des Follikels bildet sich zum Gelbkörper) ist der Herbst. Hier schwindet die Energie wieder und viele Frauen* haben mit PMS zu kämpfen. In jeder dieser Zyklusphasen verändert sich der Hormonhaushalt. Nun wird die Ernährung den Phasen so angepasst, dass man durch die Nährstoffe, die man zu sich nimmt, den Hormonhaushalt unterstützt und mit ihm zusammenarbeitet. Während der Menstruation ist der Stoffwechsel erhöht, hier empfiehlt Julia Roch Wurzelgemüse zu essen. Magnesium- und eisenreiche Nahrungsmittel, wie Sonnenblumenkerne, rohe Kakaonibs und Grünkohl helfen, Schmerzen zu lindern und verlorengegangene Nährstoffe aufzufüllen. Während des Eisprungs ist der Stoffwechsel wiederum träge und sollte durch nährstoffreiche und kalorienarme Kost, wie rohes Gemüse und Salate, angetrieben werden. In der Follikelphase freut sich das Hormon Östrogen und der Darm über fermentierte Lebensmittel und Kohlgemüse. Das boostet die beiden so richtig. Sprossen sind hier auch ein absoluter Game-Changer und versorgen den Körper mit Nährstoffen, die für hormonelle Balance sorgen. Während der Lutealphase können 2 komplexe Kohlenhydrate helfen, den Blutzucker zu stabilisieren und die PMS-Symptome zu mindern. Chiasamen, Kurkuma, Süßkartoffeln und Karotten sind hier ein absolutes Muss.
Allerdings ist diese zyklusgerechte Ernährung nur bei Personen wirksam, die nicht hormonell verhüten. Wenn man hormonell verhütet, beispielsweise mit der Pille, werden dem Körper permanent die immer gleichen Hormone zugeführt. Somit finden keine Hormonänderungen statt. Man kann seinen Körper dennoch mit einer Ernährung entsprechend der Lutealphase unterstützen und ihm so Nährstoffe zuführen.
Wie war das noch mit dem Kaffee?
Ja, schwierig, denn man sollte nicht nur während der Periode auf Kaffee verzichten, sondern generell lieber zu wenig als zu viel davon konsumieren. Das gilt auch für ein paar andere Lebensmittel, die Freude daran haben, den Hormonhaushalt so richtig durcheinander zu bringen. Dazu gehören neben Kaffee Alkohol, Zucker und Milchprodukte. Schon blöd, wenn immer die Dinge am meisten Spaß machen, die dem Körper am wenigsten guttun. Doch was ist das Problem an diesen Lebensmitteln? Sie sorgen alle für einen Anstieg des Stresshormons Cortisol, das wiederum den Blutzuckerspiegel steigen lässt und aus dem Gleichgewicht bringt. Ein stabiler Blutzuckerspiegel ist aber von großer Wichtigkeit für einen guten und gesunden Hormonhaushalt. Weitere Probleme von Kaffee sind, dass er den Körper übersäuert und bei Menschen mit Uterus Zysten hervorrufen kann. Milch enthält außerdem Hormone, die Einfluss auf unseren Hormonhaushalt nehmen.
Wenn man also Zyklusprobleme haben sollte, wäre es ratsam, den Konsum von den genannten Lebensmitteln einzuschränken und sich generell mehr pflanzlich zu ernähren.
Pille absetzen und dann?
Wenn man die Pille nimmt, hat man, wie bereits besprochen, keine Zyklusjahreszeiten. Die Pille bringt den Hormonhaushalt durcheinander und durch die äußere Zugabe von Hormonen wird die körpereigene Hormonproduktion nach und nach heruntergefahren. Deshalb ist es umso wichtiger, den Körper bei der Hormonproduktion zu unterstützen. Nach dem Absetzen der Pille kommen auch Wehwehchen, die man vorher schon hatte, wie Akne oder fettige Haut schlimmer wieder. Die zyklusgerechte Ernährung kann helfen, diese Symptome zu mildern und die Hormonproduktion anzukurbeln.
Wer sollte sich mit Ernährung auseinandersetzen?
Eigentlich alle Menschen, aber vor allem Menschen mit Uterus und Zyklusproblemen, wie PMS oder Regelschmerzen. Man sollte zuerst einen Hormontest machen, um herauszufinden, was fehlt oder wo etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Danach ist eine Ernährungsberatung sehr empfehlenswert. Oft lassen sich Probleme durch gesunde Ernährung lösen. Die Pille beispielsweise wird oft empfohlen bei Zyklusbeschwerden. Sie bekämpft aber lediglich die Symptome und nicht die Ursache. Meistens macht sie die Probleme im Nachhinein noch schlimmer. Man darf nicht vergessen, dass die Pille ein nebenwirkungsreiches Medikament zur Verhütung und kein Lifestyleprodukt ist. Richtige Aufklärung eines*r Gynäkolog*in ist hier wichtig.
Unser Körper von morgen, der heute auf dem Teller liegt
Du bist, was du isst. Dein Körper ist ein Wunderwerk der Natur und das Zuhause deiner Seele. Er verdient, gut behandelt zu werden, denn er trägt dich durch dein Leben. Du musst nicht von heute auf morgen auf alles verzichten und deine Ernährung radikal umstellen. Versuche kleine Schritte zu einer bewussteren Ernährung zu machen. Trinke weniger Kaffee und Alkohol, teste Pflanzenmilch und vielleicht andere vegane Alternativen. Greife einmal mehr zur Vollkorn-Variante deiner Lieblingsnudeln. Versuche Fertigprodukte zu meiden und koche selbst mit biologischen Zutaten. Wenn du nicht täglich Zeit zum Kochen hast, treffe dich einmal die Woche mit Freunden oder deinem*r Partner*in zum gemeinsamen Vorkochen. So musst du nicht täglich Stunden am Herd verbringen und hast Selfmade-Fertigprodukte in Kühlschrank und Kühltruhe. Das waren nun viele kleine Vorschläge, die man ausprobieren kann, um sich zyklusgerechter zu ernähren. Ich mache auch mit und sage meinen Regelschmerzen den Kampf an. Ich beginne damit, weniger Kaffee zu trinken und ab und an Dinge vorzukochen. Denn unsere Nahrung ist unser Körper von morgen, der heute auf dem Teller liegt.
Comments