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Kindliche sexuelle Entwicklung

Die meisten Menschen hören es nicht gerne, wenn ich über kindliche sexuelle Entwicklung spreche. Viele wünschen sich, dass ihre Kinder asexuell bleiben bis sie erwachsen sind. Dabei sind wir alle von Anfang an sexuelle Wesen.


Kinder werden mit 3 „Lustpackerl“ geboren.

  1. Orale Lustfähigkeit Die Fähigkeit es lustvoll zu empfinden, Dinge in den Mund zu nehmen, zu essen, zu trinken und die Welt mit dem Mund zu erkunden.

  2. Anale Lustfähigkeit Für Menschen ist es wichtig, das Ausscheiden als etwas angenehmes und lustvolles wahrzunehmen. Daher sind Kinder oft auch ganz begeistert von ihrer „Kacke“ – Schau mal Mama. Selbst gemacht!

  3. Genitale Lustfähigkeit Bereits vor der Geburt besitzen Kinder die Erektions- und Erregungsfähigkeit wie Erwachsene Menschen. Über Muskel An- und Entspannung kann es zu Orgasmen kommen, die für Beruhigung und Wohlgefühl sorgen. Das Angreifen der Genitalien ist demnach lustvoll und aufregend.

Diese drei Lustpackerl gilt es im Laufe des Lebens zu erweitern! Je besser dieses Erlernen von Lustpackerl gelingt umso mehr Verhaltens und Handlungsoptionen haben Kinder in der Gestaltung. Lustfähigkeit ist von Geburt an da und zielgerichtet. 2-jährige Kinder beispielsweise wissen auch genau, wo die Schokolade versteckt ist und erleben das Essen von Schokolade als lustvoll. „Doktorspielchen“ bzw. kindliche Genitalspiele sind Teil der Entwicklung. Sexuelle Lust braucht als Lernerfahrung die Einbettung in andere Lustbarkeiten. Kinder, die "nur mehr" sexuelle Spiele spielen brauchen deshalb Unterstützung in der Erweiterung ihrer allgemeinen Lustfähigkeiten - nicht weil sie etwas Unmoralisches machen, sondern weil es für die Gestaltungsfähigkeit des eigenen Lebens Sinn macht viele Lustfähigkeiten zu kennen. Sind Kinder auch mit Sandspielen, Roller fahren, etc. zu begeistern ist alles in Ordnung. 



Die kindliche Sexualität unterscheidet sich in zwei Punkten grundlegend von der Erwachsenen Sexualität.


1. Hier und Jetzt Prinzip

Kinder leben im Hier und Jetzt. Daher reagieren sie sofort auf die aktuellen Situationsgegebenheiten und denken nicht darüber nach, was danach passieren könnte. Dieses vorausschauende Handeln erlernen Kinder erst in der Volksschule! Dies heißt aber auch, dass kindliches „Erpressen“ im hier und jetzt so bedrohlich erscheinen kann, dass das Kind sofort darauf reagiert und tut, was das Gegenüber gesagt hat.

2. Gleichwertigkeits-Prinzip

Kinder favorisieren und unterscheiden noch nicht so stark. Erwachsene wissen ganz klar, was sie am liebsten mögen und was nicht usw. Kinder reagieren noch sehr impulsiv auf z.B. neue Spielangebote. Diese müssen nur attraktiv genug wirken. Je älter Kinder werden, umso mehr lernen sie zu favorisieren und umso schwieriger kann es werden, sie für Neues zu begeistern.



Im Alter zwischen 0 und 10 Jahren werden die sexuellen Basiskompetenzen gelegt und gefestigt. Veränderungen können später immer wieder forciert werden. Sexuelle Basiskompetenzen fördern die sexuelle Identität, unterstützen eine positive sexuelle Weiterentwicklung in den folgenden Jahren und sind daher die beste Prävention in Bezug auf all jene Themen, die im Moment gerne öffentlich thematisiert werden: Übermäßiger Pornokonsum, ungewollte Schwangerschaft, grenzüberschreitendes Verhalten, sexuelle Gewalt, ...

Die Ebenen von Körper, Wahrnehmung und Beziehungsebene entwickeln sich vor allem im Alter von 0 – 6 Jahren. Die kognitive Ebene kommt später in expliziter Weise dazu, wird aber implizit (also indirekt) durch die Beziehungsebene geprägt. Beispiel: Moralvorstellungen von Eltern werden von Kindern übernommen, weil sie geliebt werden wollen, nicht weil es kognitiv Sinn macht - dennoch wird diese Moralität als "Glaubenssatz" im Kopf abgespeichert und beeinflusst alle anderen Ebenen.


Wenn du mehr dazu wissen willst hör in meinen Podcast „Folge 3 – Kindliche sexuelle Entwicklung“. Da erzähle ich dir mit vielen praktischen Beispielen, wie die sexuellen Basiskompetenzen im Alltag gefördert und gestärkt werden können. Bei Fragen schreib mir einfach an hallo@sexologisch.com.

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