Vulva-Watching oder "Guck doch mal!"
Vulva-Watching bezeichnet das Ansehen der eigenen Vulva aber auch anderer Vulven. Dies kann alleine mit einem Spiegel stattfinden aber auch in einer Gruppe unter Anleitung. Aber warum machen Menschen mit Vulva das? Ich habe mich in meinem Podcast mit der Aktivistin und Bloggerin Jorinde Wiese dazu unterhalten. Hier sind meine Erkenntnisse.
Shame on you!
Wohl kein anderes Körperteil ist so schambehaftet, wie die Vulva. Das hängt mit alten Normen und Werten zusammen und mit Glaubenssätzen, die bereits früh in unseren Köpfen verankert werden. „Greif da nicht hin!“ „Zieh dir was an!“ „Sowas macht man nicht!“ „Fass da nicht hin, das ist ekelig!“ All diese Sätze prägen uns bewusst und unbewusst. Diese Scham ist oft so tief verankert, dass wir auch in unserer Sexualität manchmal stark eingeschränkt sind. So können sich viele Menschen mit Vulva nur im Dunkeln fallen lassen und möchten keinen Sex im Hellen, oder in bestimmten Positionen. Nicht weil sie keine Lust darauf haben, sondern weil sie sich so sehr für ihren Körper schämen. Traurig, aber wahr.

„Ich musste zuerst einige Hürden überwinden, bevor ich mich tatsächlich fürs Vulva-Watching angemeldet habe.“
Oft stehen wir uns selbst im Weg. Im ersten Moment denkt man, dass etwas schräg oder komisch ist. Jorinde hat im Zuge ihrer Recherche zu ihrem Buch begonnen, sich intensiver mit der Anatomie zu beschäftigen. Dabei ist sie natürlich auch über die Vulva und die Klitoris gestoßen und auch über Vulva-Watching Kurse. Ihr erster Gedanke, war das es schräg ist. Wer macht denn so was? Interessant klingt es aber schon. Beim zweiten Mal kam dann die Ausrede, dass man selbst eh schon alles weiß und aufgeklärt genug ist. Und erst nach einiger Zeit konnte sie sich eingestehen, dass das Problem lediglich die eigene Scham war. So geht es bestimmt ganz vielen und es ist wirklich mutig, sich seiner eigenen Scham zu stellen.
„Wir gingen durch den Raum und waren eingeladen uns auszuziehen und auf den Stuhl vor den Spiegel zu setzen.“
Jorinde besuchte einen Vulva Watching Kurs in Freiburg. Dabei wurde zuerst zu den Themen Scham gearbeitet um sich besser kennen zu lernen und einen sicheren Rahmen zu schaffen. „Alle gingen durch den Raum und durften sich nach und nach auf den Stuhl vor den großen Spiegel setzen. Bei mir hat das ganz schön lange gedauert!“ Während des gesamten Workshops war klar, dass man nur so weit geht, wie man selber möchte. Sollte also jemand bemerken, dass man doch nicht will wäre es völlig in Ordnung gewesen. Erst wenn man selbst bereit war setze man sich auf den Stuhl und dann erst wenn man wollte konnte man die anderen dazu einladen. Diese konnten die Vulva dann durch den Spiegel sehen.
Bist du interessiert die ganze Story zu hören? Dann schau gleich auf meiner Website unter Podcasts oder hör „sexologisch“ auf Spotify.
Folge 7 – Warum Vulva Watching die Welt verändern kann
Hier zum Nachlesen auch der Blogartikel von Jorinde zum Vulva-Watching: https://jorindech.wordpress.com/2019/03/01/warum-vulva-watching-die-welt-veraendert/