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Sexpositiv- Was bedeutet das? #Folge 55


Huhu, ich bin Isabel vom Blog „offener Zweier“ (www.offenerzweier.de)

Ich fasse an dieser Stelle den Podcast „Sexologisch“ von der wunderbaren Magdalena zusammen - Für Leseratten und alle, die das Gesagte gerne nochmal nachlesen möchten.



In Folge 55 ist Magdalena im Gespräch mit Beatrix Roidinger. Diese ist wie Magdalena Sexualberaterin und hat zusammen mit ihrer Kollegin Barbara Zuschnig kürzlich ihr erstes Buch rausgebracht. Der Titel „Sexpositiv – Intimität und Beziehung neu verhandelt“, macht neugierig. Doch was steckt dahinter?


Sexpositiv- wunderbar oder sonderbar?

„Sexpositiv“ ist derzeit hoch im Kurs. Es handelt sich allerdings um keinen geschützten Begriff. Stattdessen werden einzelne Aspekte unter diesem Wort zusammengefasst. Verstehen kann man unter „Sexpositiv“ eine besonders positive Haltung zu Sexualität und allem was damit zu tun hat - von der sexuellen Orientierung bis hin zu sexuellen Vorlieben.

Die Idee zu dem ersten deutschsprachigen Buch mit diesem Thema, nahmen Beatrix und Babara aus verschiedenen Szenen, wie der Kink- oder der Tantraszene, welche sich besonders ausgiebig mit Sexualität und Erotik auseinandersetzen.

In ihrem Werk zeigen die beiden Frauen, innovative Ansätze welche auch für einige Mainstream-Therapeuten neu sind. Dabei handelt es sich jedoch um kein Fachbuch für eine ausgewählte Leserschaft. Das kurz gehaltene, pinke Buch richtig sich an alle, die Lust haben auf dieses besondere, „sexpositive“ Lebensgefühl.

Das Buch zeigt nicht nur auf was Sexpositiv ist, sondern auch wie man es erlernen kann und auch wo – z.B. auf Sexpositiv Workshops oder -Festival. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Doch da die Welt sich im stetigen Wandel befindet und auch sexuelle Bildung nicht stehen bleibt, haben sich Beatrix und Babara in ihrem Werk auf die für sie wichtigsten Punkte beschränkt und sehen es als locker lesbares Buch, welches sich stätig ergänzen lässt.


Doch wie werde ich denn jetzt sexpositiv?

Um die Idee von positiver Sexualität ins Leben zu integrieren, haben die beiden Autorinnen 16 verschiedene, z.T. miteinander verwobene Punkte ausgearbeitet. In ihrem Gespräch gehen Beatrix und Magdalena ausführlich auf die ersten acht Punkte ein und machen dabei ganz schön neugierig auf die folgenden acht 😊.



1) Selbstverantwortung und sexuelles Lernen


Sexualität und Beziehung kann man lernen

Wer kennt nicht tief verwurzelte Glaubenssätze wie: „Du musst dich nur genug lieben, dann funktioniert das schon mit dem Sex“ oder: „Beim Sex ist es vor allem wichtig, dass dein Gegenüber dich glücklich macht“? Das Beziehung Arbeit ist wissen viele schon, doch auch guter Sex ist nicht naturgegeben und kommt nicht einfach von selber. So beobachteten Beatrix und Sabine, dass sexpositive Personen sich aktiv mit ihrer Sexualität und Psyche auseinandersetzen. Sie bilden sich weiter, indem sie Bücher lesen, besuchen Workshops und Festivals und übernehmen so die Selbstverantwortung für ihre eigene Lust.


2) Über Sexualität sprechen


Hört nicht auf miteinander zu reden

Nicht wenige Paare tun sich schwer damit, sich offen zu erzählen was sie mögen, wollen und was nicht. Es ist häufig zu beobachten, dass eine intensive Kommunikation vor allem zu Beginn einer Beziehung stattfindet, dann aber abflaut. Eine Angst den anderen zu verletzen, wenn man sagt was einem vielleicht nicht so gefällt, baut sich auf. Wirklich geäußert was einen bewegt wird meistens erst, wenn es spürbar kriselt in der Beziehung.

Sexpositive Personen hingegen reden kontinuierlich miteinander. Es gibt eine Gesprächs- und Feedbackkultur in der achtsam miteinander umgegangen wird und verschiedene Ansichten, Wünsche oder Vorlieben als Chance für etwas Neues, aufregendes gesehen werden.


3) Konsens anstreben


Danke das du anders bist als ich

In dieser offenen, achtsamen Kommunikationskultur haben sexpositive Menschen gelernt einen Konsens auszuhandeln. Im alltäglichen Austausch, der sich natürlich nicht nur um Sex dreht, bedanken sich sexpositive Personen für das Feedback sowie für das anderssein.


Nicht wenige haben Angst offen zu reden, weil sie befürchten, sie sprechen etwas an was nicht passt. Man einigt sich auf den kleinsten gemeinsamen, aber auch langweiligen Nenner. Doch Menschen sind verschieden und das ist auch gut so! Spannend ist die Differenz zu zelebrieren und zu leben.


Grundvoraussetzung hierfür ist Selbstverantwortung und Selbstliebe. Nur wer gestärkt in sich selber ist, und sich auch selber Lust bereiten kann, hält Anderssein und Zurückweisung eher aus. Aber dies kann und muss man lernen.


Es ist natürlich und okay, dass nicht immer beide gleichzeitig Lust auf Sex haben. Genauso wenig ist der Partner für meine eigene Lust zuständig. Sexpositiv bedeutet Selbstverantwortung. Appetit kommt häufig erst beim Essen. Auch gibt es keine Anzahl wie oft man in der Woche Sex haben muss.


Des Weiteren lernen sexpositive Menschen aktiv und nachzufragen. Sie helfen einander eine achtsame Kommunikation zu führen und unterstützen sich dabei authentisch und wahrhaftig zu sein.


Der Punkt Konsens fasziniert Beatrix besonders, weil er in der Sexualtherapie einen ganz neuen, innovativen Ansatz darstellt.


4) Aufmerksamkeit: Präsenz und Verbundenheit


Lust kommt nicht von selber

Personen die sexpositiv leben, geben Erotik, Sinnlichkeit und Sexualität eine explizite Aufmerksamkeit. Wie oben erwähnt warten sie nicht darauf, dass die die Lust einfach so von selber kommt. Sie gegeben sich gegenseitig Aufmerksamkeit und zeigen, dass der Partner nicht selbstverständlich ist. Sie leben Nähe, Verbundenheit und Intimität aktiv und führen Erotik als eine Art Ritual bewusst herbei. So ein Ritual ist ein geplanter Moment der Intimitätder Einzigartigkeit wie z.B. ein Date zu zweit, Massagekurs oder Festivalbesuch mit sexpositiv Räumen.


5) Autonomie: Differenz als Ressource


Abstand entfacht ein neues Feuer

„Zuviel Nähe erstickt die Glut Erotik kann sich nicht entfachen“. Dies ist ein Zitat, welches Beatrix gerne verwendet. Demnach geben sich sexpositive Personen - im Sinne von Autonomie - Freiräume und überwinden dabei die Angst des Verlassenwerden. Obgleich es auch Paare gibt, die sich auch sexuelle Freiräume z.B. durch eine offene Beziehung einräumen, reichen häufig schon kleinere, eigene Erlebnisse durch eigene Hobbys und eigene Freundschaften um sich nicht gegenseitig zu erdrücken.

6) Vertrauen und Zugewandtheit


Ich weiß warum ich mit DIR zusammen bin

Eine sexpositive Person kann auf Anhieb Punkte nennen, warum ihr Partner tatsächlich ihr Partner ist. Sexpositive Personen wissen, dass sie etwas besonders füreinander darstellen und ihre Beziehung nicht austauschbar oder beliebig ist. Dies macht die Beziehung weniger angreifbar und stärkt die Partner im Umgang mit Selbstzweifeln und Eifersucht.


7) Neugierde und Experimentierfreudigkeit


Probier was Neues diesen Sommer, Herbst, Winter, Frühling