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Folge 44 - Gleichgeschlechtliche Beziehung


Huhu, ich bin Isabel vom Blog „offener Zweier“ (www.offenerzweier.de)

Ich fasse an dieser Stelle den Podcast „Sexologisch“ von der wunderbaren Magdalena zusammen - Für Leseratten und alle, die das Gesagte gerne nochmal nachlesen möchten.





In Folge 44 unterhält sich Magdalena mit der Singer Songwriterin Virginia Ernst, welche man u.a. aus der Babara Karlich Show oder Dancing Stars kennt. Virginia ist mit einer Frau verheiratet und lebt dies mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit. Magdalena ist Fan ihrer Musik und begeistert davon, dass die einstige Profi- Eishockeyspielerin ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und nun Fans mit ihrer Musik verzaubert.


Es ist ein sehr aufgeschlossenes, lockeres Gespräch in dem die Sängerin zunächst gesteht, dass auch sie immer noch ein Bisschen Nervosität und Bühnenangst besitzt. Das braucht es aber auch um auf dem Teppich zu bleiben. Darüber hinaus sprechen die beiden Frauen u.a. über die Ehe für alle, das Leben als homosexuelles Paar in einer heterosexuellen Gesellschaft und ob es notwendig ist sich zu outen.


Die Ehe für alle gibt es in Österreich erst seit 2019

Österreich gehört leider nicht zu den europäischen Vorreitern in Sachen gleichgeschlechtlicher Ehe. 2017 ließen Virginia und ihre damalige Freundin eine Partnerschaft eintragen. Für Sie war es einer Hochzeit gleich. Sie hatten eine klassische Traufeier, einen Trauredner und fühlten sich von der ersten Minute wie ganz normale Eheleute. Als 2019 die Ehe für alle in Österreich beschlossen wurde, ließen die beiden Frauen ihre Partnerschaft zur Ehe umtragen.Verheiratet fühlten sie sich aber bereits ab ihrem Ja-Wort 2017.


In einer aufgeschlossenen Welt muss man sich nicht outen!

Personen die nicht monogam leben werden häufig gefragt, wie sie ihre Sexualität ihren Freunden und Familien offenbart, sprich sich geoutet haben. Virginia erzählt mit einem fröhlichen Tonfall, ihr Outing sei, dass sie kein Outing hatte. Es war in ihrer Umgebung nicht notwendig irgendetwas zu offenbaren. Virginia war schon immer einfach Virginia ohne sich dafür erklären zu müssen. Eine Frau die sich in einen Mann verliebt outet sich ja auch nicht offiziell als heterosexuell. Warum sollten das dann gleichgeschlechtliche Paare tun? Zudem hinterlässt ein offizielles Outing den Eindruck, man bräuchte die Bestätigung oder sogar Erlaubnis dritter.


Magdalena würde allen Menschen so ein aufgeschlossenes Umfeld wünschen, in welchem man einfach so sein kann wie man ist, ohne eine offizielle Bestätigung für die eigene Sexualität von Familie und Freunden zu benötigen. Doch dieses Privileg haben nicht alle. Virginia rät allen die sich zwecks eines Outings unsicher sind, sich von Beginn an nicht zu verstellen, sondern einfach mit einer Selbstverständlichkeit zu leben. Wenn man selber keine Zweifel oder Unsicherheiten zeigt, bietet dies wenig Angriffsfläche und die Umgebung behandelt einen oft mit der gleichen Selbstverständlichkeit.


Virginia lebt ihre Sexualität mit einer Selbstverständlichkeit

In der Öffentlichkeit gab es natürlich schon den ein oder anderen Fall, in dem eine prominente Person mit ihrer Homosexualität Aufsehen erregt hat. Als Beispielsweise Alfons Hader 2008 bei dem Format „Dancing Stars“ mit einem Mann tanzen wollte, machte dies Schlagzeilen. Als Virginia einige Jahre später dem Sender erklärte, sie trage einen Frack und tanze mit einer Frau, gab es hingegen keine lauten Stimmen. Vielleicht lag es zum Teil daran, dass sich die Welt weiterentwickelt hat. Anderseits wurde das Thema von Virginia und ihrer Umgebung nicht an die große Glocke gehängt und erregte so auch keinerlei Aufmerksamkeit.


Auch Virginias Ehefrau lebt ihre Liebe, ohne dabei Zweifel nach außen zu tragen. Während Virginias Ex-Partnerinnen Probleme damit hatten, nach monogamen Partnerschaften, zu ihrer Liebe mit einer Frau zu stehen, stand ihre jetzige Frau von Minute eins an zu sich und Virginia. Viel Aufmerksamkeit und Wirbel wurden zu keiner Zeit gemacht. Dies machte es für die beiden, als auch für ihre Umgebung, leicht. Natürlich kam die ein oder andere Frage, ob sie einen Mann an ihrer Seite nicht vermissen würde, doch das verneinte Virginias Frau ganz locker und so leben sie seit 5 Jahren ohne jeglichen Gegenwind zusammen.


Auch die Öffentlichkeit sieht Virginias Liebe zu einer Frau als selbstverständlich an. Natürlich gibt es im Netz den ein oder anderen bösen Kommentar, aber dieser ist selten besonders ausfallend.


Doch für die Welt ist es noch nicht selbstverständlich

Es ist ein schönes Leben, von dem die Singer Songwriterin Virginia Ernst erzählt. Dennoch gibt es immer noch Menschen, die mit gleichgeschlechtlicher Liebe ein Problem haben. Für Virginia und Magdalena ist dies nicht nachvollziehbar. Bislang hat die Sängerin nur selten Anfeindungen erlebt. Neben einer guten Portion Glück mag dies vor allem an Virginias offener und respektvollen Art mit Menschen umzugehen liegen.


Des Weiteren besitzt Virginia die Stärke, mit einem gesunden Selbstvertrauen über dem was andere von ihr denken könnten, stehen zu können. Erhält sie Beleidigungen wie „Scheiß Lesbe“ verspürt sie eher Mitleid als dass sie sich gekränkt fühlt. Denn nicht selten können Personen, die andere für ihre Sexualität anfeinden, ihre eigene nicht ausleben. So wünscht Virginia sich, dass wir alle die Möglichkeit haben mit dem Menschen zusammen zu sein den sie lieben, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.


Auch Totschlagargumente wie „Du musst nur mal einen richtigen Mann kennen lernen, der dich ordentlich durchnimmt, dann stehst du nicht mehr auf Frauen“ oder „Ach das ist nur eine Phase“ sind der Sängerin nicht unbekannt. Allerdings bereiten auch diese Sätze Virginia und ihrer Frau keine verletzten Gefühle. Sie stehen zu sich, ihrer Liebe und ihrem Leben.


Was Virginia eher schwer fällt ist der Umgang mit Dickpicks und Busenbildern. Sie möchte Personen, die ihr intime Bilder schicken respektvoll antworten. Doch wie antwortet man auf ein ungefragtes Nacktfoto? Magdalena rät am besten gar nicht zu antworten, sondern das Bild zur Anzeige zu bringen, da es sich um Belästigung handelt und das ist eine Straftat.


Viele Menschen tun sich schwer über sexuelle Thema zu sprechen. Sind diese negativ behaftet dann noch mehr. Wenn wir über Sexualität im positiven nicht sprechen können, wie können wir dann einem Kind helfen, dem etwas passiert ist, was mit Körperteilen zu tun hat, welche von uns - aus Scham - noch nicht einmal benannt werden?


Von der Kunst offen über Sexualität zu sprechen

Virginia gibt zu, dass auch sie lange ein Problem damit hatte, offen über ihre Sexualität zu reden. Sie machte zwar nie einen Hehl daraus mit Frauen zusammen zu sein, mehr gab sie allerdings nicht preis. Auch in den Beziehungen war sie, was Sex an ging, eher verschwiegen. Doch bei ihrer jetzigen Ehefrau sprang sie über ihren eigenen Schatten und öffnete sich.


Auch durch die Begegnung mit Magdalena wird ihr immer mehr bewusst wie wichtig es ist, über Sexualität zu sprechen. Gemäß Magdalena ist es sogar gesundheitsfördernd seinen Körper zu kennen und darüber zu reden Dennoch ist das Thema Sexualität in unserer Gesellschaft leider noch sehr mit Scham behaftet – und das beginnt nicht selten in der Schule.


Sexualkunde von gestern in den Schulen von heute

Als sie auf das Thema sexuelle Bildung kommen erzählt Virginia von den Erfahrungen aus ihrer eigenen Schulzeit. So wurden im Biologieunterricht nur einzelne grobe Themen behandelt. Wirklich aufschlussreich war der Unterricht nicht. Allerdings kam deutlich rüber, dass der Lehrerin selber das Themengebiet der Sexualität eher unangenehm war.


Was die sexuale Bildung angeht, so wird uns in der Schule gelehrt, dass Sex – natürlich nur penetrativ zwischen Mann und Frau – hauptsächlich zum Ziel hat Kinder zu zeugen. Das 98 % der sexuellen Handlungen nicht die Fortpflanzung dienen, wird selten erwähnt. Geschweige denn wird weder auf gleichgeschlechtlichen Sex noch auf die Tatsache, dass nicht jedes Paar ein Kind zeugen kann, eingegangen. Der lustvolle Zugang zum Körper wird uns nicht gelehrt. Entweder wir schaffen es selbstständig herauszufinden was Sexualität wirklich bedeutet, oder halt nicht.


Auch Virginia hatte keine andere Wahl, als selber zu erkunden wie Intimität zwischen zwei Frauen funktioniert. In der Schule wurde es nicht gelehrt. Ging es um Sex zwischen zwei Männern wurde lediglich auf die Notwendigkeit von Kondomen hingewiesen. Sex zwischen zwei Frauen wurde gar nicht erst thematisiert. Auch das Thema Verhütung wird im Allgemeinen eher stiefmütterlich behandelt. Dabei müssen wir, wenn wir über Kondome sprechen, auch über Lecktücher reden doch von denen haben die Meisten noch nicht einmal etwas gehört.


Was wir von den Schweden lernen können

Die beiden Frauen witzeln darüber, wie sich Virginia fühlen würde, wenn sie in der Apotheke peinlich berührt nach Lecktüchern fragen würde. Magdalena schlägt der Sängerin vor das nächste Gesicht für Lecktücher eines bekannten Kondomherstellers zu werden.


Nichts desto Trotz ist es vielen immer noch peinlich, sich in kleinen Apotheken oder Dorfläden Verhütungsmittel zu besorgen. Virginia und Magdalena kommen zu dem Schluss, dass unsere Gesellschaft leider noch nicht dort angekommen ist wo sie eigentlich sein sollte. Anders ist es in Schweden, wo Virginia ein paar Jahre gelebt hat. Dort wird Sexualität wesentlich breiter kommuniziert, sodass Scham kein wirkliches Thema ist.


Darüber hinaus ist Schweden, auch was die Gleichberechtigung der Frau angeht, wesentlich fortgeschrittener als der deutschsprachige Raum. Virginia wünscht sich diesen Fortschritt auch für unsere Gesellschaft.


Und was wünscht sich Virginia von der Gesellschaft?

Was den Wunsch an unsere Gesellschaft in Bezug auf die LGBTQIA+-Szene angeht, so wünscht sich die Singer Songwriterin vor allem mehr Akzeptanz für die verschiedenen Lebensweisen. Es sollte kein Thema mehr sein, ob man heterosexuell oder gleichgeschlechtlich liebt. Ebenso sollten Outings weder in der Öffentlichkeit noch bei Familie und Freunden von Nöten sein.


Des Weiteren wünscht sich Virginia natürlich eine Modernisierung des Aufklärungsunterrichts in der Schule. Heranwachsenden sollte die neue Normalität mit vielseitigen Lebensformen von Beginn an nahegebracht werden. Denn vor allem Kinder sind aufgeschlossen und haben coole Strategien. Vorurteile und Wiedersprüche kommen vor allem im Alter, wenn sie merken, dass sie nicht mehr so frei und unbeschwert sein können wie sie wollen. Virginia hatte das Glück bei ihren Eltern immer so sein zu können wie sie ist. Es wäre wünschenswert, dass in unserer Gesellschaft jeder so sein kann wie er will.


Danke Magdalena und Virginia für diese besonders charmante Folge.

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